Im Schatzhaus der lateinischen Sprache

Fotos: Bernadette Hohe

Am Freitag vor den Osterferien ließen sich die Schüler*innen des Lateinkurses der Q 11 (Hohe) sowie des Pluskurses Begabtenförderung (Weiß) ins „Schatzhaus der lateinischen Sprache“ entführen. Dort wird auf der Grundlage aller aus der Antike (bis 600 n. Chr.) erhaltenen lateinischen Texte literarischer wie nichtliterarischer Art das erste vollumfassende Wörterbuch der lateinischen Sprache verfasst, das nach über 120 Jahren Arbeit mittlerweile zu über zwei Dritteln vorliegt. Grundlage der lexikographischen Arbeit ist das berühmte Zettelarchiv des Thesaurus (an die 10 Mio. Zettel), das in München an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften einzusehen ist. Dr. Manfred Flieger, geschäftsführender wissenschaftlicher Sekretär des Thesaurus linguae Latinae, skizzierte den sichtlich beeindruckten Schüler*innen den Weg von der „Verzettelung“ bis hin zum gedruckten Artikel. Beispielhaft wurde anschließend die Grobgliederung des Artikels zum Stichwort „lux“ betrachtet, der unter anderem einen Beleg dafür liefert, dass bereits Cicero „lux“ in übertragener Bedeutung für seine geliebte Tochter Tullia (“mein Augenstern“) verwendet hat. Überrascht waren die Zuhörer*innen zu hören, dass der Thesaurus eben kein Übersetzungswörterbuch ist, sondern alle Phänomene lateinisch (und gelegentlich griechisch) beschreibt, um Missverständnisse aus schiefen Gleichsetzungen mit modernen Sprachen zu vermeiden. Als spannend empfanden die Schüler*innen die Diskussion über das „Warum und wozu“ dieses Forschungsprojekts, über seine Finanzierung und die Hinweise auf das internationale Zusammenwirken bei diesem Mammutprojekt, das auf den ersten Blick so gar nicht in unsere heutige schnelllebige Zeit zu passen scheint. Dr. Manfred Flieger gebührt ein großer Dank dafür, dass er uns in perfekter didaktischer Aufbereitung Einblick in das wissenschaftliche Arbeiten gewährt hat – wir kommen gerne wieder!