Erste Herausforderungen bestanden
Am Montag ist Claudia Theumer als neue Schulleiterin am Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasium eingeführt worden. Den Akt vollzog der Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Oberbayern-Ost, Richard Rühl. Allen Redebeiträgen war zu entnehmen, dass die Schulfamilie das Gefühl hat, mit Theumer das große Los gezogen zu haben.
Beschwingt, witzig, liebevoll – selbst das musikalische Programm spiegelte die positive Stimmung wider, die am Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasium herrscht. Dazu gehörte auch der allererste Auftritt der Big-Band-Klassen; viele Schüler lernen ihr Instrument erst seit sechs Wochen, haben sich aber auf die Bühne getraut. Der Unterstufenchor sang „Mamma Mia“ mit Theumer-gerechtem Text, Christoph Bichlmaier (Q12) und Studienrat Tobias Rottmann lenkten Debussys „Bateau“ vierhändig am Klavier durch ruhige Gewässer. Mit „Celebration“ gratulierten Mittel- und Oberstufenchor unter Begleitung der Big Band, und zum Schluss wurde es bei der Sambagruppe laut.
Respekt und Anerkennung
Leitender Oberstudiendirektor Richard Rühl betonte, Claudia Theumer habe sich bereits als stellvertretende Schulleiterin in Moosburg Respekt und Anerkennung verdient. Als er sagte, die neue Schulleiterin sei in El Paso geboren und in Lenggries zur Grundschule gegangen, kam das erste Lachen aus den Reihen der Zuhörer. Rühl lobte Theumers Aufgeschlossenheit und ihr Geschick, Konflikte zu vermeiden. Sie trage nun Verantwortung für den Schulbetrieb, für Bildung und Erziehung. Da sei die offene Tür einer Schulleiterin „ein Gut, das man gar nicht hoch genug schätzen kann“. Die Herausforderungen seien nicht gering, „aber man kann auch viel gestalten“.
„Ein glückliches Händchen bei allen Aufgaben“ wünschte zweiter Bürgermeister Josef Dollinger im Namen der Stadt. Moosburg sei zwar nicht Schulaufwandsträger, dennoch betrachte man das Haus als „unser“ Gymnasium. Die Bürgermeisterin sei redlich bemüht, die Stadtratsbeschlüsse für die Schlesierstraße umsetzen, sei man doch stolz „auf unseren Ruf als Schulstadt“. Einen entscheidenden Beitrag dazu leiste das Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnnasium, nicht zuletzt durch viele kulturelle Beiträge.
„Sie machen das schon“
Obwohl er vor zwei Wochen „abgewählt worden“ sei, habe er sich beim Grußwort des Elternbeirats vorgedrängt, schmunzelte Dr. Roland Stangl. „Wir haben uns nämlich sehr gefreut, dass Sie es geworden sind“, dankte er dem Kultusministerium augenzwinkernd für „Kompetenz bei der Stellenbesetzung“. „Ab sofort sind Sie an allem schuld“, sagte er zu Theumer und empfahl, innezuhalten, sobald der neue Job zur Routine werde: „Unsere Kinder verdienen das. Wir Eltern bürden Ihnen Verantwortung für tausende Kinder auf und erwarten, dass Sie sich für jedes individuell einsetzen. Sie machen das schon.“ Eine Schultüte für die neue Schulleiterin hatte Schülersprecherin Maria Schorgg mitgebracht. Daraus zauberte sie allerlei Nützliches hervor, etwas einen Knopf, wenn mal der Kragen platzt, Wattestäbchen für stets offene Ohren und Lebkuchenherzen, „weil man für diesen Beruf Herz braucht“. Tosender Applaus belohnte die junge Frau für ihren originellen Einfall, zumal sie
Theumer am Ende noch gewünscht hatte: „Machen Sie diese Schule zu einer, auf die Sie selber gerne gegangen wären“.
Personalratsvorsitzende Ursula Feder erklärte, man habe die neue Chefin nicht herbeigesehnt. Vielmehr sei man besorgt gewesen, „ob wir noch einmal so viel Glück haben könnten“. Mit umso größerer Freude habe man die Entscheidung für Claudia Theumer aufgenommen, die sich vor zwei Jahren mühelos eingearbeitet und die Sympathie des Kollegiums erworben habe. In den ersten sechs Amtswochen habe sie bereits Herausforderungen bewältigen müssen: die Kündigung des Mensabetreibers etwa oder das Inkrafttreten des vierten Stundenplans in sechs Wochen aufgrund
zahlreicher Erkrankungen. „Deshalb sind heute auch so viele Kollegen da, nämlich um Sie am Weglaufen zu hindern“, so Feder. Sie wünschte der neuen Chefin Gelassenheit und Pragmatismus und
überreichte der passionierten Teetrinkerin ein passendes Willkommensgeschenk.
Steckenpferd Digitalisierung
Claudia Theumer dankte für all die guten Worte und zeigte auf, wohin der gemeinsame Weg geht: In vielen Punkten sei sie ganz einig mit ihrer Vorgängerin. Und sie habe in der eigenen schulischen Laufbahn erlebt, dass jede Schule anders ist, das es gelte, die passende zu finden: Im Mädchengymnasium etwa seien Hosen verboten gewesen, in Köln habe es keine Exen gegeben, weshalb
es sie zurück in Bayern kalt erwischt habe. Auf ihrer ersten Stelle sei sie von österreichischen Schülern als Frau Professor angesprochen worden, in Franken habe man ihr den bayerischen Dialekt vorgehalten, in Bayern wiederum den preußischen. „Deshalb freue ich mich, dass ich nun Leiterin genau dieser Schule sein darf.“
Am Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasium schätze sie, so Theumer, die Freundlichkeit im Umgang miteinander, den gegenseitigen Respekt, das Einstehen füreinander. Zur Bildung kämen hier Herz und Charakter. Die Digitalisierung bezeichnete sie als ihr besonderes Steckenpferd, „denn damit öffnet sich das Klassenzimmer und wir können die Welt hereinlassen“.
Natürlich gebe es Baustellen, wie etwa die nach wie vor fehlende Deckenverkleidung in der Sporthalle „und wir warten schon sehr lange auf eine Außensportanlage“. Da hoffe man auf eine Einigung der Stadt mit dem Denkmalschutz.
Zum Schluss zitierte die Schulleiterin Mahatma Gandhi, der gesagt hatte, man selbst müsse die Veränderung sein, die man in der Welt sehen wolle. „An dieser Schule gibt es dafür die besten Voraussetzungen.“